Wie es sich anfühlt, Entscheidungen mit dem Willen statt mit dem Verstand zu treffen
Das Herz-/Egozentrum steht im Human Design für Willenskraft, Selbstwert und Motivation. Wenn es definiert ist, gibt es dir die Fähigkeit, etwas wirklich zu wollen – aus einem tiefen inneren Antrieb heraus.
Aber:
Wenn es, wie bei mir, unbewusst definiert ist, spürt man diesen Willen nicht immer klar. Er wirkt aus dem Unterbewusstsein, subtil, fast leise.
Ich merke oft erst im Nachhinein, dass mein System längst entschieden hat – bevor mein Kopf es verstehen konnte. Manchmal fühlt sich das an, als würde mein Wille mich führen, während mein Verstand noch diskutiert, ob das jetzt „sinnvoll“ ist oder nicht.
Entscheiden jenseits von Pro-und-Contra-Listen
Pro-und-Contra-Listen waren für mich immer wichtig. Ich dachte, sie würden mir helfen, richtig zu entscheiden. Doch das Herz – oder genauer gesagt, das Egozentrum – interessiert sich nicht für die Anzahl positiver Punkte. Solche Listen beruhigen nur den Verstand. Aber im Human Design ist der Verstand nicht dafür gemacht, Entscheidungen zu treffen.
Oft schrieb ich Listen und stellte später fest, dass ich meine Entscheidung gar nicht davon abhängig machte.
Ich entschied danach, was sich für mich richtig anfühlte, auch wenn das manchmal Überwindung kostete.
Doch dieser Weg war nicht immer leicht. Ich haderte oft damit, ob ich wirklich so entscheiden sollte. Ich zerdachte alles, kam auf keinen gemeinsamen Nenner – weil ich gleichzeitig die Erwartungen und möglichen Reaktionen meines Umfelds mit dem abwog, was ich eigentlich wollte.
Und da ich viele offene Zentren habe, nehme ich die Energie anderer stark auf. Das bedeutet: Ich spüre nicht nur meine eigenen Gedanken, sondern auch den Druck, die Emotionen und Vorstellungen der Menschen um mich herum.
Mit vielen offenen Zentren leben
Mit nur Kehle und Herz definiert zu sein bedeutet, dass ich unglaublich viel wahrnehme. Ich bin offen für Eindrücke, Emotionen, Meinungen, Druck und Ideen. Das ist kein Mangel, sondern eine Gabe der Wahrnehmung.
Aber es macht Entscheidungen manchmal zäh. So viele Einflüsse, so viele Stimmen.Was wirklich von mir kommt, ist oft nicht laut – eher leise, beständig. Mein definiertes Ego hilft mir, diese leise Stimme zu erkennen. Sie sagt nicht: „Ich muss“ oder „Ich sollte“, sondern still und klar:„Ich will das wirklich – auch, wenn keiner es versteht.“
Was ich daraus gelernt habe
Ich lerne, meine Offenheit nicht mehr als Schwäche zu sehen. Ich bin wie ein Sensor für die Welt und mein Wille ist mein Anker.
Ich übe, nicht jede Emotion ernst zu nehmen, nicht jeden Impuls sofort umzusetzen, sondern meinem inneren „Ich will“ zu lauschen. Und wenn dieser Wille da ist, dann darf ich ihm vertrauen, auch wenn er nicht laut ist.